Kapitel 2
Der Tanz der Noten
Sophia zeichnet Noten auf ihr Blatt Papier.
Zuerst befinden sich die Noten wie gewohnt auf den Notenlinien.
Plötzlich aber werden sie aufmüpfig, tanzen wild auf dem
Blatt umher und springen von dort in Sophias Kinderzimmer.
Sophia zeichnet sich und ihre Freunde Panta rhei und Papagallo in das Notenwirrwarr hinein. Papagallo umarmt inniglich den Notenschlüssel
und wiegt sich dabei in den Rhythmen des Songs ʺNights in White Satinʺ der Band The Moody Blues.
Panta rhei hört Tangomusik des argentinischen Musikers Astor Piazolla.
Er schwingt sich in die Arme einer Achtelnote, dreht sich mit ihr im Kreis und springt in die Lüfte. Die Musik nimmt sie ganz gefangen.
Voller Leidenschaft tanzen alle Drei im Takt der Musik.
Kapitel 2
Ein leuchtend rotes A
Während Sophia die Musik hört, sieht sie verschiedene Farben im Raum. Jeder Klang eines Tones erzeugt eine ganz bestimmte Farbe.
Sophia hat über das Phänomen gelesen, das als Synästhesie bezeichnet wird. Es gibt Menschen, für die Buchstaben oder Zahlen bestimmte Farben haben. Manche hören Musik farbig und für Andere erzeugen umgekehrt Farben Töne. Das A hat ein leuchtendes Rot, E ist hellgrün und O schwarzblau.
Die Oberfläche des M ist plüschig, während sich das L eher hölzern darstellt. Das K klingt eher metallisch.
Sophia ist eine Synästhesistin.
Wenn Sophia ein Gedicht auswendig lernen muss, kann sie es sich ganz einfach merken, weil sie sich die Farben der Worte einprägt.
Auch Geschmackserlebnisse hinterlassen bei ihr Farbeindrücke.
Wenn sie zum Beispiel Orangensaft trinkt, sieht Sophia gleichzeitig
eine blaue Fläche und orangefarbene Zylinder.
Wenn sie einen Apfel isst, sieht sie je nach Sorte, zum Beispiel grüne Punkte auf einem gelben Kornfeld oder rote Quadrate auf einem satten Violett.
Musik nimmt sie farbig war und umgekehrt erlebt sie Bilder musikalisch. Sophia hat gelesen, dass der Künstler Wassily Kandinsky auch diese Begabung hatte.
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